Drei bewegende Schicksale ... von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen

Im Rahmen des 11. Nachsorgekongresses in Berlin wurden u. a. auch Interviews mit drei Betroffenen, drei Menschen mit erworbener Hirnschädigung, geführt. Diese Interviews wurden souverän und einfühlsam von Radiomoderator Martin Winkelheide geführt.

Den Fragen auf dem Podium stellten sich Chiara HeitmannAlexander Jarygin und Stefan Grzesik. Drei Personen, die einen schweren Unfall hatten und in ein #Koma#/#Wachkoma# gefallen sind. Drei Betroffene, die sich erfolgreich ins Leben zurück gekämpft haben.

Chiara Heitmann, eine junge sympathische Frau, ist eine Kämpferin. Ihr Motto lautet »Aufgeben gilt nicht ...«, wie sie auf dem Kongress sagte. Sie ist sehr zielstrebig. Sie kämpfte sich regelrecht ins Leben zurück und »ist stolz wie Oskar«, wie sie sagte, dass sie einen beruflichen Abschluss mit der Note 1 erzielt hat. Sie arbeitet nun in Teilzeit und ist sehr glücklich, dass sie in ihrem Beruf Menschen helfen kann.

Alexander Jarygin erlitt einen Schlaganfall. Seitdem fällt ihm das Sprechen recht schwer, außerdem ist seine rechte Hand gelähmt. Ein besonders schwerer Schicksalsschlag für ihn, da er als gelernter Bildhauer auf seine Hände angewiesen ist. Besonders bemerkenswert ist deshalb, dass Alexander Jarygin nun mit seiner linken Hand Bilder malt. Unter anderem Landschaftsbilder. Einige seiner Bilder wurden im Tagungszentrum des Johannesstiftes, Berlin-Spandau, ausgestellt. Begleitet wurde Alexander Jarygin von der Sozialpädagogin der INTEC WfbM, Elisabeth Böhm-Lus, und seinem persönlichen Fachbegleiter, Ralf Lobe, die die einfühlsamen Fragen vom Wissenschaftsjournalisten und Radiomoderator Martin Winkelheide beantworteten bzw. die Antworten von Alexander Jarygin »übersetzten«.

Stefan Grzesik wurde, wie er erzählte, als Schüler vor ca. 20 Jahren bei einem schweren Verkehrsunfall von einem Jeep überfahren. Er fiel ins Koma. Trotz dieser traumatischen Ereignisse ist es umso erstaunlicher, dass Stefan Grzesik nun wieder im Berufsleben steht. Man sieht ihm nicht an, dass er behindert ist. Was manchmal auch ein Nachteil sein kann, wie er sagt, da man ihm seine gesundheitlichen Einschränkungen oft nicht glaubt.

Nach einem Studium ist Stefan Grzesik nun selbstständig. Wie er anschaulich erzählt, hat er immer noch fast täglich Albträume und große Konzentrationsschwierigkeiten. Aber er lebt! Wichtig für ihn ist, dass nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Angehörigen, wie Eltern, Geschwister und beste Freunde, unterstützt werden. Nicht finanziell, sondern psychologisch. So wie es die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung tut, die zum Beispiel Wochenenden und Freizeitmöglichkeiten für Angehörige, u. a. auch mit den Betroffenen, anbietet. Sie haben dort die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen, die Gleiches durchleben, auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Laut Stefan Grzesik können Organisationen wie die ZNS Hannelore Kohl Stiftung gar nicht genug Beachtung finden, weil sie den Schwächsten der Schwachen hilft: den Menschen mit dem unsichtbaren Leid.

DER KAMPF ZURÜCK INS LEBEN

Drei Geschichten. Drei Schicksale. Alle unterschiedlich. Aber alle haben eines gemeinsam: Der Kampf ums Überleben. Der Kampf zurück ins Leben!

Die drei betroffenen Menschen erhielten großen Beifall von den interessierten Zuhörern für ihren Mut, über ihre Schicksalsschläge öffentlich zu sprechen. Aber insbesondere dafür, wie sie es - alle drei - erfolgreich schafften, damit fertig zu werden.

Für alle drei Betroffenen gilt, mit dem Unabänderlichen Frieden zu schließen. Das heißt, aus der Opferrolle in die Überlebendenrolle zu wechseln. Und das ist allen drei gelungen. Großer Respekt!

Text: Ulrich Jaeger (Ehrenamtlicher Betreuer)

© Tagungsband zum 11. Nachsorgekongress
A. Ebert, H. Lüngen, P. Reuther (Hrsg.)
Reihe Zentrales Nervensystem, Bd. 11
Hippocampus Verlag, Bad Honnef 2017
128 Seiten, zahlreiche Abbildungen, br.,
€ 19,80, ISBN 978-3-944551-27-2